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Bunter Kartoffelsalat

Es ist manchmal schon merkwürdig, welche Eigenarten man sich im Laufe des Lebens so aneignet. Vor ein paar Tagen sinnierte ich mit meinem Herzensmann darüber, warum wir eigentlich nicht auch mal im Laufe des Jahres mal einen Kartoffelsalat essen. Eine lange Stille folgte, denn es ist unverständlich, warum diese Leckerei bei uns beiden seit unserer Kindheit fast nur zu Weihnachten auf den Tisch kommt. Dabei ist er doch soooo lecker. Egal, ob wie bei meiner Mutter mit Essig und Öl angemacht oder wie mein Liebster es mag, mit Mayonnaise, Radieschen, Gurke und Eiern.

Wir haben keine Antwort gefunden und deshalb beschlossen: Diese Woche gibt es Kartoffelsalat! Da wir gerade das Prospekt unseres Kartoffel-Händlers studierten, fielen uns die herrlich bunten Exemplare auf und unisono kam uns die Idee, diesmal einen bunten Kartoffelsalat zu machen. Oje, keiner von uns wusste natürlich, wie die einzelnen Sorten wie Red Salat Potato, Blaue Elise und Salat Blue im Einzelnen schmeckten – und ob sie überhaupt miteinander harmonieren. Geschmacksmutig haben wir sie dann bestellt – und nicht bereut!

Ihr bestellt Kartoffeln? Meist ernten wir dafür ungläubige Blicke und viel Unverständnis. Aber es gibt einen Grund, warum. Es ist glaube ich ca. zwei Jahre her, als wir durch einen Fernsehbericht darauf aufmerksam wurden, das unsere Kartoffeln in den meisten Fällen nach der Ernte mit einem Keimhemmungsmittel begast werden. Dieser Wirkstoff namens Chlorpropham (CIPC) ist nicht ohne. Er verhindert zwar, dass Lagerkartoffeln nicht so schnell keimen und schlecht werden, aber Chlorpropham steht auch im Verdacht krebserregend zu sein – und selbst unter der Schale ist der Wirkstoff noch nachzuweisen. Diese Form der Begasung ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen. Der  zulässige Rückstandshöchstwert darf hier sogar 500-mal höher sein als bei Getreide – unglaublich, das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir essen freiwillig Gift…

Wir wollen das Zeug nicht essen und achten seither darauf, dass wir keine behandelten Kartoffeln kaufen. Auch auf verarbeitete Kartoffelprodukte wie Pommes und Chips verzichten wir komplett und machen sie wie auch Püree, Stampf und Puffer lieber selbst aus einwandfreien Kartoffeln, denn eins ist klar: Die Nahrungsmittelindustrie mag keine keimenden Kartoffeln, weswegen die begasten Knollen bei den Zulieferbetrieben zum alltäglichen Geschäft gehören.

Was uns aber überhaupt nicht in den Kopf will: Selbst der Kleinbauer um die Ecke behandelt oftmals seine Ernte mit Clorpropham, ohne den Kunden zu informieren – deshalb unbedingt danach fragen. Dabei geht es auch ohne Chemie, nur das ist sehr aufwändig und kostspielig. In speziellen Lagerhallen wird die Knolle nach der Einlagerung im Temperaturbereich von 12-15 Grad gehalten und intensiv belüftet um das von der Kartoffel gebildete  CO2 sowie die Atmungswärme abzuleiten. Nach etwa  14 Tagen wird die  Knolle dann auf ca. 3-4 Grad abgekühlt –hier ist eine Luftumwälzung das A & O um die Beschädigungsgefahr zu minimieren. Kurz vor dem Verkauf muss sie dann wieder hochgewärmt werden,

Lebt man auf dem Land, dann hat man es einfach denn den Bauern am Marktstand kann man fragen, ob er begast, die Städter haben es da ein bisschen schwerer. Denn kaum ein Verkäufer im Supermarkt weiß, ob die Kartoffeln im Regal behandelt oder unbehandelt sind. Deshalb schauen wir uns auch mit Argusaugen die Etiketten an.  Zu 90 Prozent steht auf dem Etikett:

Nach der Ernte behandelt!
(Kennzeichnungspflicht durch den Gesetzgeber)

Also, wie komme ich denn jetzt an eine anständige Knolle? Unsere Lösung: Bauern suchen, die ihre Kartoffeln nach der Ernte nicht behandeln. Und siehe da, einige pfiffige Online-Händler haben erkannt, dass es Verbraucher gibt, die nur Natur wollen und bieten deshalb ihre Produkte übers Internet an. Okay, viele werden jetzt sagen: Sich Lebensmittel nach Hause schicken lassen, erhöht die Umweltbelastung in der Natur, denn schließlich kutschieren die Früchte durchs halbe Land, um dann auf meinem Teller zu landen. Aber ehrlich, zum einen belastet die Autofahrt zum Supermarkt auch die Umwelt, zum anderen ist mir meine direkte Gesundheit wichtiger. Und im Frühjahr finden wir ja auch auf Marktständen und beim Bauern unbelastete Kartoffeln. Nur über den Winter wird’s knifflig – und da setzen wir auf den Online-Händler. Wir bestellen immer ca. 20 kg verschiedene Sorten, die wir in einem dunklen Raum lagern. Die halten bei uns ca. 40 Tage – und wir können auch immer wieder neue Sorten testen. Nicht zu vergessen: Die Kartoffeln werden direkt geliefert, also sparen wir uns Fahrwege (schonen also die Umwelt), Zeit und Kraft, denn die Post bringt die Bestellung an die Wohnungstür.

Oje, jetzt bin ich ganz schon abgeschweift, denn eigentlich wollte ich ja nur über den bunten Kartoffelsalat schwärmen. Wir haben uns dafür folgende Sorten ausgesucht:

 

Red Salat Potato lacht uns mit ihrem rosa Fleisch förmlich an und schmeckt unglaublich kartoffelig – so wie ich es aus meiner Kindheit noch kenne. Es ist eine festkochende Sorte, die perfekt mit der…

Salad Blue harmoniert. Diese ist nicht so vollmundig, sieht aber mit ihrem lila Fleisch klasse aus. Auch sie ist festkochend, so wie die

Violetta oder auch Blaue Elise genannt. Auch sie schmeckt intensiv nach Kartoffel und ihr Strahle-Lila ist ein echter Hingucker. Vorsicht! Beim Schälen ist mir eine aufs T-Shirt gekullert und hat einen dicken Farbklecks hinterlassen. Mal sehen, ob der wieder rausgeht…

Die La Ratte ist eine sehr alte Kartoffelsorte mit einem milden Geschmack. Aber das schöne gelbe Fruchtfleisch passt perfekt zu den Farbtupfern, ebenso wie das

Bamberger Hörnchen, das ich persönlich sehr liebe. Ihr Geschmack ist würzig und ein bisschen pilzig und gibt so jedem Salat einen besonderen Geschmack.

Es gibt natürlich noch viel, viel mehr bunte Sorten, wie die österreichische Kefermarkter Zuchtstamm, die Magnete Love, die Königsblaue Valli, den Blue Star, und, und, und… wir werden sie sicherlich nach und nach auch mal testen, denn eins ist klar: Der bunte Kartoffelsalat wird beim nächsten kulinarischen Abend mit Freunden wieder aufgetischt, denn er ist eindeutig ein Eyecatcher, der auch noch schmeckt.

Wir haben unseren Salat mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer, Bauerngurken, Zwiebeln, Radieschen zubereitet – wie mögt Ihr Euren Kartoffelsalat am liebsten?

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