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Tomatenliebe

Seit ich mich zurück erinnern kann, mag ich Tomaten. Meine Mutter – so streng sie oftmals war – konnte sich nie ein Grinsen verkneifen, wenn ich die meist riesigen, roten Kuller in meinen dafür eigentlich zu kleinen Mund stopfte und herzhaft zubiss. Für mich war das, als würde eine mit Brausepulver gefüllte Kaugummiblase im Mund zerplatzen, es prickelte fantastisch und der frische Geschmack ließ mein kindliches Genießerherzchen hüpfen. Problem dabei: Ich konnte nie verhindern, dass ich danach ziemlich eingesaut aussah – überall rote Spritzer und das ganze Gesicht nass und klebrig.

Die Liebe zu den Paradaisern ist geblieben, ob als Suppe, Soße, Brotbelag, Salat oder frisch gepressten Saft – ich bekomm’ im Hochsommer nie genug von Tomaten. Wieviel Kilo ich im Jahr verputze, kann ich nur schwer einschätzen, aber ich bin sicher, dass ich mehr als der Bundesdurchschnitt nasche. Laut Statistik isst nämlich jeder Deutsche pro Jahr 26 Kilogramm – damit sind Tomaten die Spitzenreiter beim Gemüse. Bei mir kommen die roten Paradiesäpfel mehrmals in der Woche auf den Tisch, oftmals schon morgens zum Frühstück als Brotbelag. Deshalb wollte ich auch immer eine eigene kleine Zucht. Doch die ist meist eher mickrig, weil mir leider bis heute noch kein grüner Daumen gewachsen ist. Gott sei Dank hört mein Herzensmann die Hungerschreie der Pflanzen und kümmert sich liebevoll um unsere schmackhaften Freunde. Prima, da hüpft mein Tomatenherz! Meist favorisiere ich allerdings die Kuller frisch vom Markt, da dort die Auswahl gigantisch ist. Aber eine Pflanze muss trotzdem jedes Jahr ins Freilufteck, denn ich schwöre darauf, dass Tomaten die Mücken von der Wohnung fernhalten. Tatsache: Seit ich sie alljährlich auf dem Balkon wuchern lasse, bin ich – bis auf zwei, drei verirrte Insekten – nicht mehr gestochen worden.

Übrigens: Es hat mich ja total umgehauen, als ich gelesen habe, dass es über 3.000 verschiedene Tomatensorten gibt – nicht mitgezählt, die unzähligen Kreuzungen mancher Hobbygärtner? Wahnsinn! Und schon kommt bei mir die Frage auf: welche Sorte eignet sich denn eigentlich am besten, um daraus Ketchup oder Bruschetta zu zaubern? Also habe ich mich mal schlau gemacht…

Strauchtomaten findet man mittlerweile ganzjährig am Gemüsestand, oder sind es doch eher die Stabtomaten? Huch, wo ist da der Unterschied? Vor allem im Anbau! Während die Strauchtomaten mit einer Höhe von
ca. 1,20 Meter buschig wachsen und die Pflanzen nicht ausgegeizt werden, muss die Stabtomate mit einer Höhe von bis zu 2,5 Meter ausgegeizt und mit Stäben gestützt werden, da sie fast doppelt soviel Früchte trägt wie die strauchige. Beim Geschmack ist vor allem die Frage, ob es sich um dickschälige, um große oder kleine, runde oder längliche Früchte handelt. Ideal ist sie vor allem für Soßen und Suppen, weil sie ein besonders intensives Aroma hat. Leider hat sie aber auch einen hohen Wasser- und Kerngehalt, weshalb es z.B. für Bruschetta sinnvoll ist, sie vorher von ihrem schleimigen Gehäuse zu befreien.

Cocktailtomaten sind die kleinen Verwandten, die mit ihrem Gewicht von ca. 20 – 60 g ideal als Brotbelag, auf der Pizza oder als Zugabe im Salat sind. Wir schmeißen sie auch gerne mit etwas Rapsöl in die Pfanne und servieren sie als leckere Beilage. Aber Vorsicht! Die roten Bällchen halten extrem lange die Hitze, so dass man sich ruck, zuck die Zunge verbrennt.

Kirsch-, bzw. Cherrytomaten sind die Minis unter den Tomaten, wiegen höchstens 20 g und wachsen mal rund, mal oval, mal herzförmig am Strauch. Und sie locken mit ihrem roten, gelben, blauen oder fast schwarzen Fruchtkleid die Naschkatzen unter uns, denn sie sind herrlich süß und ohne Schnickschnack sofort im Mund verschwunden.

Roma und Eiertomaten verdanken ihren Namen ihrer länglichen, ovalen Form. Durch ihren hohen Fruchtfleischanteil und die wenigen Kerne sind diese Sorten die Stars zum Einmachen und zur Ketchup-Herstellung.

Fleischtomaten und Ochsenherzen sind die Giganten im Tomatengarten. Bis zu 1 Kilo können die gerippten oder beutelflörmigen Gesellen schwer werden. Während erst genannte in ihren vielen Kammern auch viele Kerne beherbergt, zeichnet sich die zweite vor allem durch extrem viel Fruchtfleisch aus, dass süß im Geschmack perfekt in Chutneys passt. Die fleischige Frucht hingegen überzeugt durch ihr fulminantes Aroma als Suppenfrucht.

Welche Sorte auch immer – lecker sind sie alle. Bei mir kommen vor allem Strauch- und Fleischtomaten zum Einsatz für eine kräftige Tomatensuppe oder eine selbst gemachte Soße, die ich in Flaschen im Kühlschrank lagere und so mindestens zwei Wochen lang immer einen kleinen Vorrat habe. Apropos Kühlschrank: Frische Tomaten gehören dort nicht rein, denn sie verlieren in der Kälte jeden Tag mehr Geschmack. Besser ist es sie bei Zimmertemperatur zu lagern und rasch zu verzehren.

Übrigens! Auf meinem Balkon pflanze ich immer wieder alte oder seltene Sorten an. Leider sind dies fast immer Hybride, was im Klartext heißt: Ich kann sie nicht nachzüchten, die Pracht hält also nur eine Saison. Dieses Jahr habe ich mich an der Ananastomate versucht. Die Ausbeute war zwar nicht groß, aber der Geschmack war einfach nur wow, denn sie schmeckte tatsächlich ein wenig nach Ananas. Und das ist sie!

 

Wie sieht es bei Euch aus – züchtet Ihr auch Tomaten? Was zaubert Ihr aus den Früchten?

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