Sie ist keine Schönheit, obwohl sie mit ihrem strahlenden gelben Mantel der Sonne Konkurrenz macht. Tiefe Furchen und Dellen ziehen sich um ihren kugeligen oder birnenförmigen Körper und ein brauner Flaum versteckt ihre eigentliche Pracht. Auch die schwarzen Flecken, die oftmals auftauchen, erinnern eher an Fäulnis denn an Genuss und machen sie nicht gerade attraktiver. Dennoch: Die Quitte ist ein echtes Genießer-Schätzchen, denn sobald sie weich gekocht und als Gelee oder Marmelade verkocht ist, wird sie zum Leckerschmecker-Hit.
Als Kind habe ich sie nicht gemocht. Kein Wunder, damals haben wir Steppkes alle Früchte, die wir entdeckt haben, direkt vom Baum geholt und einmal kräftig reingebissen. Autsch! Ich kann mich heute noch an den stechenden Schmerz erinnern, denn so ein Quittenbiss hat mich eine Zahnecke gekostet. Deshalb war ich auch nie begeistert, wenn meine Mutter mich im Herbst zum Quittenernten in den Garten schickte. Doch nachdem sie in ihrer Mini-Hexenküche gezaubert hatte, konnte ich dann doch nicht widerstehen und musste einfach an dem goldstrahlenden Gelee naschen – mmmmh.
Jahrelang habe ich diese Frucht vergessen, denn seit ich über 20 bin, habe ich das ländlichere Leben hinter mir gelassen. Tja, leider fällt in Städten seltener Obst vom Baum, man muss schon auf den Markt oder in den Supermarkt. Und dort sind Quitten eine echte Rarität. Doch letztes Jahr traten die gelben Herbst-Lieblinge wieder in mein Leben, denn an einem kleinen Marktstand entdeckte ich die Früchte halb versteckt hinter den Kartoffelkisten. Ich jubelte gleich in Erinnerung an meine Kindheit und quatschte auch umgehend meinem Herzensmann die Ohren voll. Meine Quittenliebe war sofort wieder geweckt und der Geschmack von Muttis Gelee sorgte für herrlichstes Kopfkino. Klar, habe ich gleich einige Früchte mitgenommen und wollte sie zu Frühstücks-Gelee verkochen. Doch obwohl ich ganz, ganz ordentlich gefühlte 100 Rezepte gelesen hatte, holte mich die Realität wieder ein, denn wie so oft gelingen mir solche Sachen nur in der Fantasie perfekt. In der Realität war und bin ich immer ein Küchenchaot, so blieb der Gelee schlichtweg zu flüssig und konnte leider nur trinkend probiert werden.
Dieses Jahr wird alles anders, habe ich mir geschworen und mindestens weitere 30 Rezepte studiert und tatsächlich auch meinen Fehler vom letzten Jahr entdeckt. Laut der Aussagen hatte ich den falschen Gelierzucker – und den Fruchtsaft auch viel zu kurz kochen lassen. Okay, ich ändere das jetzt…
Wahnsinn, ich entwickle mich, werde endlich vom Koch-Idioten zum Sterne-Knüller. Denn es hat geklappt, ich habe mein erstes Quittengelee gekocht – und es schmeckt auch noch himmlisch. Okay, das Gelee sieht nicht wirklich geleemäßig aus, obwohl ich es schön klar in die Gläser gefüllt habe – aber schmecken tut das Ganze hammermäßig. Deshalb hier das Rezept:
Quittengelee für ca. 4 Gläser:
1500 g Quitten
8 EL Zitronensaft
2 Orangen
300 g Gelierzucker (3:1)
2 Blatt Gelatine
Zubereitung:
Quitten mit einem trockenen Tuch abreiben und den Flaum entfernen. Den Zitronensaft und 500 ml Wasser in einen Topf geben. Die Quitten in grobe Stücke schneiden, dabei Stiel- und Blütenansatz entfernen. Achtung! Wer später aus dem Quittenmus noch Quittenbrot machen will, sollte auch das Kerngehäuse entfernen. Die Fruchtstücke sofort in das Zitronenwasser geben, damit sie sich nicht bräunlich verfärben. Nun das Ganze aufkochen und zugedeckt ca. 40 Minuten bei kleiner Hitze weich kochen.
Dann ein Sieb mit einem Handtuch oder Passiertuch auslegen, auf einen passenden Topf stellen und da hinein die Quitten geben und über Nacht den Saft ablaufen lassen.
Am nächsten Morgen den Quittensaft abmessen. Wenn er keine 900 ml erreicht, dann mit Orangensaft auffüllen, bis die 900 ml zusammen sind. Die Gelatine einweichen. Den Gelierzucker zum Saft geben, verrühren und aufkochen. Ab dem Zeitpunkt des Kochens unter Rühren ca. 4 Minuten sprudelnd kochen lassen. Dann nur noch das Gelee in sterilisierte Gläser füllen, verschließen und mindestens 5 Minuten auf den Kopf stellen. Sobald alles abgekühlt ist, steht dem Genuss nichts mehr im Wege – guten Appetit!
Übrigens! Quitten sind extrem gesund und enthalten viel Vitamin C (weshalb sie sich auch so schnell verfärben). Außerdem steckt in den gelben Früchten noch jede Menge Kalium, Natrium, Zink, Eisen und Kupfer, was sie zu ausgezeichneten Erkältungsbekämpfern macht. Tipp: Beim ersten Kratzen im Hals gleich ein Löffelchen Quittengelee genießen!
Die sieht lecker aus